Trinkwasserfassung

Dienten früher ausschliesslich Quellen zur Trinkwasserfassung, beziehen wir heute unser Wasser zum grössten Teil aus den Grundwasserfassungen im Emmental (Aeschau) und dem Aaretal (Belpau, Kiesen und Wehrliau).

Die Wasserverbund Region Bern AG bezieht ihr Trinkwasser aus zwei unabhängigen Grundwasservorkommen im oberen Emmental und dem Aaretal. Quellwasser hat nur noch eine untergeordnete Bedeutung.

Die Bezugsmengen aus dem Grundwasserspiegel sind in Konzessionen festgelegt:
Aeschau 26’000 Liter/Minute
Belpau 11‘500 Liter/Minute
Kiesen 55’000 Liter/Minute
Obere Au Uttigen 25’000 Liter/Minute (Inbetriebnahme 2023)
Wehrliau 18‘600 Liter/Minute

Quellwasserfassung
Wie ein Schwamm nimmt der Boden das Regenwasser auf. Durch die Humusschicht, Steine und Sand sickert das Wasser oft mehrere Meter durch den Boden, bis es von einer wasserundurchlässigen Schicht aufgehalten wird und dieser entlangfliesst. An solchen Stellen werden Sickerröhren in die Erde eingebaut, durch die das Wasser dann in tiefer liegende Brunnstuben fliesst. Diese bestehen in der Regel aus zwei Kammern. Der vom Quellwasser mitgeführte Sand wird in der ersten Kammer abgelagert. In der zweiten Kammer werden durch ein feines Sieb die letzten Feinstoffe ausgefiltert. Das klare Quellwasser fliesst nun in ein tiefer liegendes Reservoir, das als Wasserspeicher dient.

Quellwasserfassungen zwischen Bern und Schwarzenburg von 1870 bis 2014 
Quellwasserfassungen befinden sich in der Nähe der Ruine Grasburg, östlich von Schwarzenburg, bei Aekenmatt, bei Mittelhäusern und im Scherlital. Die Erschliessung dieser Fassungsgebiete begann 1870. Bis heute befinden sich die meisten Quellen in einem Wasserschutzgebiet. Da das landwirtschaftlich genutzte Land die Quellen immer wieder verunreinigte, wurde das gefasste Wasser bis 2014 im Reservoir Könizberg im Filterbecken durch eine 80 cm dicke Sandschicht mit einer Körnung von 0.4 bis 0.9 mm gefiltert. Mögliche Verkeimungen im Wasser wurden mit Ozon zerstört. Unter hoher elektrischer Spannung wurde Ozon vor Ort in einer eigenen Anlage aus Luftsauerstoff erzeugt. Im Wasser baut sich das Ozon zu Sauerstoff ab und verflüchtigt sich. Dem Wasser im Reservoir Könizberg wurden pro Minute rund 5’000 Liter Trinkwasser aus der Grundwasserfassung Aaretal beigemischt. Auf diese Weise konnte der Nitratgehalt unter 25 mg/Liter gesenkt werden. Seit der Ausserbetriebnahme der Quellen im Jahr 2014 wird das Reservoir Könizberg ausschliesslich mit Trinkwasser aus dem Aaretal befüllt, von wo es an den Westen der Stadt Bern und an Frauenkappelen abgegeben wird.

Heute stehen der Wasserverbund Region Bern AG noch die Quellen Lochmatt in Wohlen und Dietlisbrunnen in Münsingen zur Verfügung. Die anderen Quellen dienen nur noch der Notversorgung in Krisenzeiten.

Grundwassergewinnung

Der Porenraum der von jahrtausenden im Mittelland und den Tälern abgelagerten Kies- und Schottermassen bildet ein riesiges Speichervolumen, das mit etwa 56 Mia. m3 Wasser gefüllt ist. (Wenn dieses Wasser transportiert werden sollte, würde der Zug mit den Zisternenwagen 28 mal die Erde umspannen). 40% des Wasserbedarfs in der Schweiz wird durch diese Wasservorkommen abgedeckt. Im Gegensatz zum Quellwasser, muss das Grundwasser an die Oberfläche gepumpt werden. Die WVRB AG ist in der glücklichen Lage, das Trinkwasser aus sehr grossen Grundwasservorkommen zu beziehen. Dadurch wird verhindert, dass mehr Wasser gewonnen wird als natürlich nachfliessen kann. Somit wird verhindert, dass der Grundwasserspiegel absinkt – so können negative Auswirkungen wie Vegetationsveränderungen oder Bodensenkungen ausgeschlossen werden.

Grundwasserfassung

In die Grundwasser führende Gesteinsschicht werden Filterrohre eingebaut. Durch diese fliesst das Grundwasser in den Brunnenschacht. Das in unseren Fassungen gewonnene Trinkwasser entspricht ohne weitere Aufbereitung der Lebensmittelgesetzgebung. Präventiv wird das Trinkwasser mit UV-C behandelt oder es wird als Netzschutz Chlordioxid (Link zu Wikipedia) beigemischt. Das saubere Wasser wird in ein Reservoir gepumpt, von wo aus es zu den Verbrauchern geleitet werden kann.

Grundwasserfassung Kiesen

Unter der Aare fliesst ein grosser Grundwasserstrom durch Schotter- und Kiesschichten. Auf diesem Weg wird das Wasser physikalisch, chemisch und mikrobiologisch gereinigt. 1947 – 1950 wurden fünf Brunnen gebaut, mit denen noch heute dem Grundwasserstrom bei den «Uttigenschwellen» am rechten Aareufer pro Minute 40’000 bis 55’000 Liter Wasser entnommen wird.

Grundwasserfassung Belpau

Aus dem Grundwasserträger entlang der Aare wird in Belp seit 1996 in zwei Brunnen Trinkwasser gewonnen. Die ursprüngliche Konzessionsmenge von 25’000 Liter wurde aufgrund des limitierten Dargebotes auf 11’500 Liter reduziert.

Grundwasserfassung Oberi Au

Auf der linken Aareseite in Uttigen wurde 2023 die neue Grundwasserfassung Oberi Au in Betrieb genommen. Die konzessionierte Menge beträgt 25’000 Liter. Die neue Fassung ermöglicht später eine Reduktion der Entnahmemenge in Kiesen um Schutzzonenkonflikte zu entschärfen und Renaturierungsmassnahmen zu ermöglichen.

Grundwasserfassung Wehrliau

Aus dem Grundwasserträger entlang der Aare wird in Muri seit 1980 in zwei Brunnen 18’600 Liter Grundwasser pro Minute entnommen.

Grundwasserfassung Aeschau

Zwischen Signau und Eggiwil liegt der Weiler Aeschau. Seit 1906 wird hier Grundwasser gewonnen. 1927/1928 wurden hier 8 neue Schachtbrunnen gebaut, welche die alte Wasserfassung ersetzten. Das Wasser aus dem Emmental (26’000 Liter pro Minute) fliesst in das rund 30 km entfernte Reservoir Mannenberg.

Wasserleitungen

Aus dem «Emmental» und «Aaretal» gelangt das gewonnene Wasser ins Siedungsgebiet. Das Wasser aus dem Emmental fliesst, ohne gepumpt zu werden, in das Reservoir Mannenberg. Das Grundwasser aus dem Aaretal muss mit den Pumpwerken Belpau oder Schönau in die verschiedenen Reservoire gefördert werden. Das weit und fein verzweigte Leitungsnetz bringt das Trinkwasser anschliessend in jeden Haushalt.

Wasseraufbereitung

Das Trinkwasser von der Wasserverbund Region Bern AG ist von ausgezeichneter Qualität und muss grundsätzlich nicht aufbereitet werden. Zur Sicherheit wird das Trinkwasser mit Chlordioxid oder mittels UV-Strahlung desinfiziert.