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Die Entwicklung der Wasserversorgung von Zieh- und Sodbrunnen bis Ende des 19. Jahrhunderts.

Bei der Stadtgründung (1191) und bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts bezog die Stadt ihr Trinkwasser von Zieh- oder Sodbrunnen sowie aus Grundwasser, das aus einigen Wasseraufstössen auf der durch die Stadt bebauten Aare-Halbinsel gewon-nen wurde. Der Stadtbach, der künstlich in die Stadt geleitet wurde, diente zur Nutzung der Wasserkraft und als Brauchwasser für die Entfernung von Abfällen. Er wies sicherlich keine Trinkwasserqualität auf.

Eine der ersten Quellwasserleitungen war die sogenannte Gurtenleitung. Es ist wahrscheinlich, dass diese schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts erstellt wurde. Die Leitung bestand ursprünglich aus Dünkeln oder Deucheln (gebohrte Holzstämme). Erst 1585 gelang es, Grundwasser im Gebiet der Brunnmatt mit einer an der Brunnmattstrasse gebauten Anlage zu pumpen. Mit dem Wasser des Stadtbaches wurde ein Wasserrad betrieben, welches seinerseits die Pumpen antrieb. Das Brunnenpumphaus, auch Brunnhaus genannt, steht noch heute an der Brunnmattstrasse 10 in Bern.

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Das Brunnenpumphaus an der Brunnmattstrasse in Bern um 1890.


Damit die Technik und das Gebäude der Öffentlichkeit wieder zugängig gemacht werden können, wurde der Verein Brunnhaus Brunnmatt am 9. Februar 2022 gegründet. Interessierten werden Führungen angeboten. 1744 wurden westlich von Köniz Quellen gefasst und das Wasser in der sogenannten Könizleitung 1 als Brunnenleitung mittels Deucheln in die Brunnstube auf der Kleinen Schanze geführt, von wo aus die verschiedenen Brunnen der Stadt versorgt wurden. 1828 – 1830 wurde dann im gleichen Gebiet ein Stollen in den Abhang getrieben und weitere Quellen zusammengefasst, welche unterhalb von Settibuch und Moos auf der rechten Talseite entsprangen. Bei der 1835 neu erstellten Könizleitung 2 wurden immer noch Dünkelleitungen verwendet.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in Bern eine starke bauliche Entwicklung ein, welche einerseits im Zusammenhang mit der Wahl zur Bundeshauptstadt, anderseits durch den Einfluss der Eisenbahn bedingt war. Es zeigte sich, dass die bis anhin bestehende Wasserversorgung den zusätzlichen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden konnte. Deshalb baute man den Wasserbezug aus den südlichen Quellgebieten aus. Neben den bereits früher erworbenen Schliernquellen kaufte man 1868 die Quellen von Gasel. Mit der Erschliessung dieser beiden Quellgebiete und dem Bau des Reservoirs Könizberg begann die Epoche der Druckwasserversorgung. Von 1873 – 1879 wurden die Scherlitalfassungen mit einer direkten Zuleitung zum Reservoir Könizberg gebaut, dessen Fassungsvermögen stetig erhöht wurde.
 

In den Jahren 1890 – 1895 folgten noch die verschiedenen Etappen der Wasserfassungen im Raum Schwarzenburg. Damit waren die südlichen Quellgebiete erschlossen und wurden voll genutzt. (Im Juni 2014 wurde der Wasserbezug aus den Südlichen Quellen komplett eingestellt).

Die Wasserqualität genügte aufgrund der verschiedenen Schutzzonenkonflikte den heutigen Anforderungen nicht mehr und der Aufwand, diese zu beheben, war unverhältnismässig. Teile der Fassungen wurden an interessierte Dritte und an die Gemeinde Schwarzenburg abgegeben. Weder die Qualität noch die Ergiebigkeit des Quellwassers konnten vollständig befriedigen, weshalb verschiedene Varianten geprüft wurden, um den steigenden Bedarf zu decken.

1903 fiel der Entscheid zu Gunsten der Quellen im Emmental und die Zuleitung des Wassers in das Reservoir auf dem Mannenberg in Ittigen. Die Idee, die Emmentalquellen in die Stadt zu leiten, stammte vom Bauunternehmer Johann Brunschwyler. Die notwendigen Vorarbeiten hatte er auf eigenes Risiko durchgeführt und auch die Quellen bereits gekauft. Der mit Johann Brunschwyler abgeschlossene Vertrag sah eine Bauzeit von 3 ½ Jahren vor. Diese konnte dank der vortrefflichen Bauführung auf 2 ¾ Jahre verkürzt werden, so dass die Anlage bereits im Oktober 1906 den Betrieb aufnehmen konnte. Die kurze Bauzeit ist umso erstaunlicher, weil zu dieser Zeit keine Baumaschinen eingesetzt und die meisten Arbeiten von Hand ausgeführt wurden. Parallel dazu wurden alle Dienstbarkeiten abgeschlossen und die notwendigen Landkäufe abgewickelt. Für viele Menschen im Emmental war der Bau der Transportleitung ein äusserst glücklicher Umstand, weil zu dieser Zeit eine grosse Armut herrschte und für den Bau viele Arbeitskräfte erforderlich waren. Die

Löhne waren tief, aber sehr willkommen. Dementsprechend wurde das Bauvorhaben von der Bevölkerung mitgetragen und unterstützt.

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Die dritte Erweiterung mit den Kammern 2 und 3 des Reservoir Mannenberg 1913


Das Reservoir Mannenberg, das in den folgenden 30 Jahren in zwei Etappen erweitert wurde, liegt auf der gleichen Höhe wie das Reservoir Könizberg. Somit konnte die Stadt von beiden Seiten mit Trinkwasser versorgt werden. Die Quellwasserfassung in der Aeschau wurde 1927 – 1928 durch eine Grundwasserfassung mit acht Schachtbrunnen ersetzt.